Die Cuisenaire-Methode

Geschichte der Cuisenaire-Methode

Ursprünglich hat die Frau des belgischen Schulinspektors Georges Cuisenaire - Angèle Cuisenaire - die farbigen Stäbe in den 1920er-Jahren entwickelt. Ab den 1930er-Jahren wurden sie dann von Georges Cuisenaire im Mathematikunterricht eingesetzt. 1952 veröffentlichte er sein Buch "Les nombres en couleurs", in dem er seine Methode beschrieb. 1953 wurden die farbigen Stäbe durch Caleb Gattegno unter dem Namen "Cuisenaire Rods" bekannt gemacht und fanden bis zum Ende der 1950er-Jahren eine weltweite Verbreitung in mehr als 10.000 Schulen und in mehr als 100 Ländern.
1973 hat die UNESCO sogar empfohlen, den Rechenunterricht zu reformieren und die Arithmetik nach der Cuisenaire-Methode aufzubauen.

 

 

 

Aufbau der Stäbe

Die 10 farbigen Stäbe symbolisieren die Zahlen von 1-10 und ermöglichen so die "Erfassung einer symbolisierten Zahl als unstrukturierte Einheit" (Brühlmeier, 2005) und damit das Begreifen einer Zahl als definierte Menge. Hauptaugenmerk liegt dabei darauf, die Zahlbeziehungen zu betonen (vgl. Cuisenaire, 1965, S. 5).

Jedem Stab und damit jeder Menge und Zahl ist also eine bestimmte Farbe zugeordnet. Dies zeigt sich am deutlichsten, wenn man mit den Stäben die Treppe legt.

Es handelt sich um ein stark strukturiertes Material, erlaubt aber in großem Maße entdeckendes Lernen.

 

Die vier Grundoperationen der Arithmetik (also Addition, Subtraktion, Division und Multiplikation) werden als verschiedene Gesichtspunkte erkannt, unter denen man ein Muster mit Stäben betrachten kann (vgl. Gattegno, 1964, S. 20). Dies veranschaulicht folgendes Beispiel:

Beispielaufgaben zu diesen beiden Mustern:

 

10 = 2 + 2 + 2 + 2 + 2

5 x 2 = 10

10 : 2 =  5

10 : 5 =  2

 

 

 

4 x 2 + ___ = 10

 

 

10 - _____ = 4 x 2


Sehr gut eignen sich die Cuisenaire-Stäbe auch zur Veranschaulichung des Teile-Ganzes-Konzeptes dergestalt, dass aus drei Zahlen schnell die Aufgabenfamilie aus zwei Plus- und zwei Minusaufgaben gelegt werden kann und jede Aufgabe die zwei gleichen Teile und das gleiche Ganze wie die anderen drei Aufgaben dieser Familie hat. 

In diesem Video wird es erklärt.

 

Rechnen lernen mit der Cuisenaire-Methode

Basierend auf der Cuisenaire-Methode haben wir, Haike Benski und Claudia Rembold-Gruss, das Mathematik-Curriculum "Mathe durchdringen" entwickelt.

 


Dabei werden die Pränumerik und der Zahlenraum bis 20 ausschließlich mit den Cuisenaire-Stäben erarbeitet. Der Aufbau wird hier beschrieben:

Weiterentwicklung von strukturgleichem Material

Um auch im ZR bis 100, 1000 und 10 000 handelnd rechnen zu können, haben wir die Cuipsi-Platten, die Cuipsi-Quader und die Cuipsi-Balken entwickelt. Erstmalig werden für die Schülerinnen und Schüler nun auch größere Zahlen greifbar. Das für Schülerinnen und Schüler oft so schwer zu ver-stehende Zehner-Stellenwertsystem erschließt sich jetzt auf einen Blick und wird sofort verstanden, nicht nur von 'schwachen' Schülerinnen und Schülern.
Die Cuipsi-Platten veranschaulichen die ganzen Zehnerzahlen analog zu den Stäben. So ist z.B. die 20er-Platte 10cm x 2cm x 1cm und hat die Farbe Rot. Die Cuipsi-Platten werden von einer Schüler-firma aus Holz hergestellt.

Die Cuipsi-Quader sind Einzelanfertigungen aus biologisch abbaubarem Kunststoff und veran-schaulichen die ganzen Hunderterzahlen analog zu den Stäben und Platten.  So ist der 200er- Quader rot und hat die Maße 10cm x 10cm x 2cm. Für die Cuipsi-Balken, die die ganzen 1000er veranschau-lichen, gibt es eine Bastelanleitung.

Informationen zur Arbeit mit den Cuipsi-Platten und der Erarbeitung des Zahlenraums bis 100 finden sie hier:

Und hier geht's zu unserem Shop:


Gerne weisen wir Sie noch auf weitere innovative Materialien zur Cuisenaire-Methode hin:


Literaturverzeichnis

Brühlmeier, A. (2005). Rechnen mit den Cuisenaire-Stäbchen. Eine praktische Handreichung für     Lehrer an der Unterstufe. http://www.bruehlmeier.info/cuisenaire.htm (abgerufen am 18.04.2015)

Cuisenaire, G. (1965). Die Farbenzahlen. Anleitung zur Methode Cuisenaire. Rechenunterricht im Sinne des Arbeitsprinzipes nach ganzheitlichen Methden mit Anwendung auf die ersten drei Schuljahre. Winterthur: Schubiger.

Gattegno, C. (1964). Endlich kann Robert rechnen! London und Aylesbury: Compton.


 

"Wir betrachten das Handeln als die erste und ursprüngliche Form der Erfahrensbildung und das Handlungswissen als das erste und ursprüngliche Wissen des Menschen."
(Hans Aebli)